Mit rund 4500 Anliegen haben sich die Menschen aus dem Kreis Eus-kirchen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale gewandt. „Ob ungewollte Vertragsabschlüsse, Probleme im Onlinehandel oder mit dem Pfändungsschutzkonto: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsgruppen und zur ganzen Themenpalette des Verbraucheralltags“, berichtet Monika Schiffer, Leiterin der Beratungsstelle. Sie übergab den Jahresbericht 2024 wie gewohnt an Landrat Markus Ramers. Gleichzeitig wurde das 30-jährige Bestehen der Beratungsstelle mit Gästen aus Politik und Verwaltung gefeiert. „Der Rückblick zeigt: Anbieter fanden immer wieder neue Wege, den Kunden das Leben schwer und den Beratungsalltag abwechslungsreich zu machen“, so Schiffer.
Manchmal sind es teure Ärgernisse wie kostenpflichtige Retouren nach Übersee oder ungewollt abgeschlossene Abonnements, häufig aber auch existenzbedrohende Probleme wie drohender Verlust des Krankenversicherungsschutzes, verweigerter Zugriff auf Pfändungsschutzkonten oder Energiesperren, die die Menschen in die Beratungsstelle in der Wilhelmstraße führen. „Wir unterstützen individuell, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden. Falls nötig legen wir Widersprüche ein oder vereinbaren Ratenzahlungen. Damit tragen wir auch zur wirtschaftlichen Stabilisierung der Betroffenen bei und entlasten sie von oftmals großem psychischen Druck“, erklärt Monika Schiffer.
Angesichts der anhaltend hohen Nachfrage sei es daher besonders erfreulich und wichtig, so die Beratungsstellenleiterin, dass der Kreis Euskirchen den Finanzierungsvertrag bis Ende 2029 verlängert habe: „Die damit verbundene Wertschätzung und Anerkennung unserer Arbeit freut uns sehr.“ Die Beratungsstelle wird seit vielen Jahren anteilig vom Kreis Euskirchen und dem Land NRW finanziert. Landrat Markus Ramers: „Für viele Menschen im Kreis Euskirchen ist die Verbraucherzentrale seit inzwischen drei Jahrzehnten eine verlässliche Partnerin in schwierigen Situationen, ein Ort des Zuhörens, Aufklärens und Helfens. Die Entscheidung des Kreistages, den Finanzierungsvertrag mit der Verbraucherzentrale bis Ende 2029 zu verlängern, ist ein Zeichen unserer Wertschätzung, aber auch unseres Vertrauens in die Notwendigkeit und die Qualität dieser Arbeit.“
Weiterhin hoher Beratungsbedarf zu Energiefragen
Am 25.10.2007 titelte der Euskirchener Wochenspiegel „Immer mehr Wechselwillige? Verbraucherzentrale: Zahlreiche Anfragen zur Strompreiserhöhung“ „Das zeigt: Schon vor 18 Jahren waren Strompreise ein Thema. Dass es für Verbraucher aber so dramatisch kommen würde wie in den letzten Jahren, ahnte damals noch keiner“, so Monika Schiffer. „Teilweise sind Haushalte finanziell überfordert, so sehr zocken die Unternehmen ab.“
Sind die Energierechnungen für das Lieferjahr 2023 korrekt? Sind die „Energiepreisbremsen“ für Strom, Gas und Fernwärme richtig berücksichtigt worden? Ist die Erhöhung der Abschlagszahlung meines Energieversorgers rechtmäßig? Habe ich wirklich einen neuen Liefervertrag geschlossen oder ist mir während eines Telefonats oder an der Haustür etwas untergeschoben worden? „Viele Ratsuchende suchten Hilfe bei Rechnungsfragen, Rückforderungen oder Abwehr untergeschobener Verträge“, sagt Monika Schiffer.
Telekommunikationsverträge sind ein Dauerbrenner
Auch das Thema Telekommunikation, ob nun im Festnetz oder Mobilfunk, ist ein Dauerbrenner in der Beratungsarbeit. „Die Frage: ,Wie viel Handy braucht der Mensch?‘ (07.07.1999 Euskirchener Wochenspiegel) wird wohl heute ganz anders beantwortet als vor 26 Jahren“, so Schiffer. „Geblieben ist aber, dass es häufig Ärger um Verträge und Tarife gibt. Und nicht selten sind auch unseriöse Praktiken im Spiel.“ Beispiel: 2024 sorgten Schreiben des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation. „Dieser forderte Verbraucher:innen unter einem vermeintlichen Anbieter-wechselauftrag zur Rufnummer-Mitnahme auf. Damit suggerierte der Anbieter, dass bereits Verträge abgeschlossen wurden, obwohl die Betroffenen erklärten, zuvor keinen Vertrag abgeschossen zu haben“, erklärt die Beratungsstellenleiterin. Manche Ratsuchende wurden auch mit Schadensersatzforderungen konfrontiert. „Wir haben Betroffenen mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Musterbriefen geholfen.“
Nachhaltiger Konsum ist schon seit 1995 ein Anliegen
Schon 1995 war die Beratungsstelle in Sachen Nachhaltigkeit unterwegs. „Umweltfreundlich und billiger – Verbraucherzentrale rührt Werbetrommel für Waschgemeinschaften“ titelte am 12.10.1995 der Kölner Stadt-Anzeiger. „Ob sich damals viele für die gemeinsame Waschmaschinennutzung in Euskirchen fanden, ist unbekannt. Aber heute weiß jeder, was Carsharing ist und auch E-Bikes können im Kreisgebiet gemietet werden“, sagt Monika Schiffer.
In den drei Jahrzehnten Verbraucherarbeit wurden viele Umweltthemen aufgegriffen, etwa Bio- und regionale Lebensmittel oder Ökostrom. Aktuell rückt das Projekt MehrWertRevier der Verbraucherzentrale NRW im Kreis Euskirchen einen bewussten Konsum in den Blick. Die Wanderausstellung „Konsum im Wandel“ gab 2024 im Kreishaus Anregungen rund um die Themen Ernährung, Mode, Wohnen und Mobilität. Die verschiedenen Elemente luden zum Anschauen, Anhören, Nachlesen und Mitmachen ein. Beim Generationendialog tauschten sich Jugendliche und Senioren darüber aus, was Nachhaltigkeit für sie bedeutet.
Schule gemacht
Ob Wissenswertes rund um die erste eigene Wohnung oder das kleine Einmaleins bei Geldgeschäften – in vielen Lerneinheiten und Trainings macht die Verbraucherzentrale in Euskirchen Schule. Dabei wird Jugendlichen und jungen Erwachsenen nahe gebracht, was beim Versichern und Vorsorgen wichtig ist, wie man beim Datenschutz in sozialen Netzwerken sichergeht oder welche Kostenfallen beim Onlineshopping oder in Apps lauern können. Die Beratungsstelle ist hierzu kreisweit an Schulen und Berufskollegs unterwegs.
Weiterführende Links:
www.verbraucherzentrale.nrw/euskirchen-jahresbericht2024
FOTO: Seit 30 Jahren ist die Verbraucherzentrale mit ihrer Beratungsstelle in Euskirchen ansässig. Landrat Markus Ramers dankte für das große Engagement und überreichte Monika Schiffer, der Leiterin der Beratungsstelle, eine Heimatkiste mit regionalen Köstlichkeiten. Links Bereichsleiterin Dr. Iris von Eik, rechts Regionalleiterin Beate Fackeldey. Foto: W. Andres / Kreis Euskirchen